Nicht weniger als einen »garten der deutschen verskunst« wollten Stefan George und Karl Wolfskehl mit ihrer dreibändigen Sammlung »Deutsche Dichtung« anlegen. Diese Anthologie umfasst einen Band zu Jean Paul, einen zu Goethe und einen dritten über »Das Jahrhundert Goethes«: poetische Blütenlese, Literaturgeschichte und Hinführung zum Werk Georges gleichermaßen.
Zweierlei wird an dieser subjektiven wie aufschlussreichen Auswahl deutlich: Zum einen nimmt Goethe eine zentrale Rolle ein; sein Name »beherrscht ein ganzes dichterisches jahrhundert« – und »[verträgt] als gegensatz allein Jean Paul«, den es der Vergessenheit zu entreißen galt. Als Antipode kamen indes keinesfalls, wie die Herausgeber polemisierend vermerken, Schiller oder Heine infrage: »jener der feinste schönheitslehrer ∙ dieser der erste tagesschreiber«. Zum anderen sucht George damit seinen Anspruch auf die Nachfolge der versammelten Dichter – und insbesondere Goethes – zu begründen.
Er ist vielleicht der modernste Schriftsteller seiner Zeit: Jean Paul, der sein umfassendes wie widersprüchliches Werk selbst als »Dampfbad der Rührung« und zugleich als »Kühlbad der frostigen Satire« empfahl. Von Nietzsche noch als »Verhängnis im Schlafrock« verspottet, wurde Jean Paul von Stefan George mit dieser Anthologie aus dem Dornröschenschlaf wieder in das literarhistorische Bewusstsein zurückgeholt: In traumwandlerischen Bildern, empfindsamen Seelengemälden und eindrucksvollen Landschaftszeichnungen blickt der Leser mit George durch das poetische Kaleidoskop Jean Pauls. Die lange Liste der Verehrer des Werks von Jean Paul, die von Hofmannsthal über Celan und Grass bis Ortheil und Kappacher reicht, macht deutlich, dass in dem »Büchervampyr« ein großer humaner Dichter zu entdecken ist.
Stefan George, 1868 im hessischen Büdesheim als Sohn eines wohlhabenden Gastwirts geboren, wohnte ab 1873 in Bingen. Nach dem Abitur reiste er durc...
Stefan George, 1868 im hessischen Büdesheim als Sohn eines wohlhabenden Gastwirts geboren, wohnte ab 1873 in Bingen. Nach dem Abitur reiste er durch ganz Europa und studierte dabei Philologie, Philosophie und Kunstgeschichte. In dieser Zeit traf George viele avantgardistische Autoren, in Frankreich die Symbolisten, in England die Präraffaeliten. Ab 1900 lebte er überwiegend in Deutschland, seit 1903 vor allem in München. Die Schwabinger Bohème inszenierte und verehrte George als Dichterfürste...
INHALT
EINLEITUNG
DIE UNSICHTBARE LOGE
Traum 8
Der Traum vom Himmel 10
Ausläuten oder sieben lezte Worte 12
HESPERUS
Victors Reise 16
Der Mittag 17
Die Insel der Vereinigung 17
Der Abend in Eden 18
Victors Begegnung mit Emanuel 19
Klotilde in Horions Traum 21
Die Musik 23
Brief Giulias 24
Brief Emanuels 25
Brief Horions 31
Victor und Klotilde 34
Victors Gang nach Maiental 35
Der Garten des Endes 38
Die Blumenhöhle 40
Victors Erwachen 41
Der lezte Pfingsttag 42
Emanuels längster Tag 43
Die erhabene Vormitternacht 44
Traum Emanuels dass alle Seelen eine Wonne vernichte 46
Emanuels Tod 49
TITAN
Albanos Traum 51
Die Nachtreise ins Elysium 53
Lianens Brief 55
Lianens Dankgedicht 55
Albano nach der ersten Begegnung mit Liane 56
Brief Albanos an Karl 57
Albanos und Roquairols Begegnung 59
Albano und Spener in Lilar 60
Ein Tag Albanos 61
Der Liebesbund 62
Das Gewitter 63
Der Abschied 64
Lianens Tod 66
Albanos Genesung und Traum 69
Die Abreise 74
Forum 75
Mola 76
Dians Sang 77
Albanos Sang 78
Abschied aus Isola Bella 79
BIOGRAPHISCHE BELUSTIGUNGEN
Den 1. Mai 79
Lismores und Adelinens Gang 80
Lismores Geständnis 81
BLUMEN- FRUCHT- und DORNENSTÜCKE Erstes Blumenstück: Rede des toten Christus vom Weltgebäude
herab • dass kein Gott sei 82
Begegnung Firmians und Nataliens 87
Nataliens Gedicht: Mein Neujahrswunsch an mich selber 88
Firmian und Natalie auf dem Kirchhof 90
FLEGELJAHRE
Vults Flötenspiel auf dem Kirchhof 90
Pans Stunde 91
Traum 92
STRECKVERSE
Der Widerschein des Vesuvs im Meer 96
Der Tod unter dem Erdbeben 97
Bei einem brennenden Theatervorhang 97
Die nächste Sonne 97
Der Kinderball 97
Die Sonnenblume und die Nachtviole 98
Der Fremde 98
Bei einem Wasserfall mit dem Regenbogen 98
Die Liebe als Sphinx 98
Die Täuschungen des Dichters 98
Die Unwissende 99
Ich komme vor die hinabsteigende sonne 99
Die Nachtigallen 99
Wenn die leidenschaft 99
O wie ist der himmel 99
Spielet jauchzend 100
Der Morgen 100
Grabschrift des Zephirs 100
Er war selig 100
Meine ganze seele 100
Ich sah dich ………………………………………………………………… 101
Weich sinkt der tropfe 101
Das Menschenherz 101
Der traurige Tag 101
Der Dichter 101
Die Freuden des Dichters 102
Die Leere des Augenblicks 102
Die sterbenden Kinder 102
Unverlierbarer Seelen-Adel 102
Der Mensch ohne Poesie 103
Titelblatt der Erstausgabe von 1900 105
Nachwort 107
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