Wie begegnen Sie eigentlich geistig behinderten Menschen?
Ist eine geistige Behinderung einfach da oder wird sie gemacht - von den äußeren Lebensbedingungen, von der Gesellschaft, von Behörden, von Ärzten? Auf alle Fälle wird sie erst im Kontext von Gesellschaft überhaupt zu einer Behinderung. Geistige Behinderung ist nie nur das Problem der betroffenen Menschen, sondern immer auch das ihres persönlichen und gesellschaftlichen Umfeldes.
Die Denkweisen, die Gefühlswelten und das Verhalten von Menschen mit geistiger Behinderung verstehen zu lernen und angemessen damit umzugehen, das ist die Absicht dieses Buches. Die Autorin führt uns Nicht-Behinderten vor Augen, welche Erwartungen behinderte Menschen an uns stellen, wie wir diese erfüllen können, aber auch, wie oft wir diese enttäuschen, wie oft wir ihre Bedürfnisse ignorieren oder ihnen ganz selbstverständliche Entwicklungsmöglichkeiten vorenthalten. Dies geschieht häufig unbewußt, ja in guter Absicht - etwa dann, wenn wir sie vor negativen Erfahrungen schützen wollen, ihnen dadurch aber ein wesentliches Element ihrer persönlichen Entwicklung vorenthalten.
Statt dessen gilt es, ihr Selbstkonzept zu stärken und es ihnen zu ermöglichen, eigene Erfahrungen zu sammeln. Die Autorin zeigt anschaulich und lebensnah, daß schon die kleinen Schritte im nur scheinbar banalen Tageslauf für behinderte Menschen große Bedeutung haben können.
Das Buch richtet sich an alle, die professionell mit geistig Behinderten und ihren Angehörigen zu tun haben, kann aber auch von den Familienmitgliedern mit viel Gewinn gelesen werden.
»Ein gelungenes Werk! Die Zuneigung zu den Menschen, die wir behindert nennen, durchdringt diese gesamte Arbeit. Es wird deutlich, wie wichtig und bedeutungsvoll diese Menschen für unsere Gesellschaft sind. Gerade in der heutigen Zeit brauchen diese Menschen "Anwälte", brauchen Marlis Pörtner. Besonders die Auseinandersetzung mit der "Normalität" führt zur Wirklichkeit, die die Vielfalt braucht. ... Ich sehe, dass dieses Buch, nicht nur für professionelle Helfer, sondern auch für Angehörige und engagierte Mitbürger, ein mutmachender Anleiter ist, behinderten Menschen förderlich zu begegnen. Eine weite Verbreitung dieser Gedanken und dieser konkreten Handlungshinweise wünsche ich herzlich.«
Helmuth Beutel
Marlis Pörtner, geboren 1933 in Zürich, war Schauspielerin, jobbte als Sekretärin, arbeitete als Rundfunksprecherin, Übersetzerin ...
Marlis Pörtner, geboren 1933 in Zürich, war Schauspielerin, jobbte als Sekretärin, arbeitete als Rundfunksprecherin, Übersetzerin von Belletristik, Theaterstücken und Jugendbüchern, studierte später Psychologie, war viele Jahre als Psychotherapeutin und in der Fortbildung und Beratung sozialer Institutionen tätig. Sie war verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Am 31. Oktober 2020 ist sie verstorben.
Einleitung und Dank
1 Normalität und geistige Behinderung - Was heißt das überhaupt?
2 Grundkonzepte
3 Wie man in den Wald hineinruft - die Bedeutung der Interaktion
4 Licht- und Schattenseiten der Normalisierung
5 Wohnen zwischen Ideal und Wirklichkeit
6 Professionalität oder Mitmenschlichkeit?
7 Bewohnerinnen, Angehörige, Institution - ein heikles Beziehungsgeflecht
8 Selbst bestimmen, mitbestimmen - und Hilfe brauchen
9 Der unverstellte Blick - Warum Eigenständigkeit wichtig ist
10 Gewalt, Mißbrauch und Übergriffe
11 Psychotherapie und therapeutische Begleitung
12 Worauf kommt es an? Ansätze und Perspektiven
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