Alle Aufsätze dokumentieren einen (zuletzt todes-)mutigen Impetus, »den Kopf oben hinauszustecken in die zugige Luft des Nonkonformismus zugunsten unbeirrbaren Denkens und Weiterdenkens, wo nicht auf eigene Faust, da unter Berufung auf Gewährsmänner, die ihren Schreiber zu überzeugen vermochten oder herausforderten zum Widerspruch. Diesem Kopf hat das Streiten Spaß gemacht«, stellt Gisela Lindemann im Nachwort fest.
Versammelt werden in diesem Nachlassband Aufsätze, Reden und Radioessays aus Amérys letztem Lebensjahrzehnt. In zweijähriger KZ-Haft hatte er das Urvertrauen in das Menschliche und die Menschlichkeit der Menschen nahezu verloren und erhob aus einer bescheidenen Brüsseler Wohnung seine Stimme.
Jean Améry, im Oktober 1912 als Hans Mayer in Wien geboren, zählt zu den bedeutendsten europäischen Intellektuellen der sechziger und siebziger Jah...
Jean Améry, im Oktober 1912 als Hans Mayer in Wien geboren, zählt zu den bedeutendsten europäischen Intellektuellen der sechziger und siebziger Jahre. Seine bahnbrechenden Essays sind in ihrer Bedeutung vielleicht nur mit den Schriften Hannah Arendts und Theodor W. Adornos zu vergleichen. Als Reflexion über die Existenz im Vernichtungslager stehen sie vermutlich Primo Levis Büchern am nächsten. Zugleich jedoch hat Améry wie kaum ein anderer Intellektueller die deutsche Öffentlichkeit mit fran...
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