Können wir guten Gewissens mit der Natur umgehen, so wie wir es tun?
Die Sicht, daß die Natur zielgerichtet ist, gehört zur Menschlichkeit des Menschen, und hat eine lange philosophische Geschichte. Die Kenntnis dieser Geschichte ist geeignet, szientistische Vorurteile zu zerstören und der natürlichen Naturbetrachtung ihr Gewissen zurückzugeben.
Die neuzeitliche Naturwissenschaft beginnt mit dem Verzicht auf die Frage nach der Zielgerichtetheit natürlicher Prozesse. Diese Frage ist nach einem Wort von Francis Bacon »wie eine gottgeweihte Jungfrau, die nichts gebiert«. Naturbeherrschung ist Eingreifen in natürliche Prozesse auf Grund der Einsicht in kausalgesetzliche Bedingungszusammenhänge. Um Naturbeherrschung aber geht es dem neuzeitlichen Typus von Wissenschaft. »Eine Sache kennen, heißt wissen, was man mit ihr machen kann, wenn man sie hat«, schreibt Thomas Hobbes. Es gibt aber eine andere Weise des Kennens, für welche die Natur nicht primär Herrschaftsobjekt ist, sondern unser Zuhause; natürliche Lebewesen, nicht nur Verwertungsmaterial, sondern Mitgeschöpfe, unverwandt und zeitlebens selbst auf etwas aus.
Bisher von Robert Spaemann bei Klett-Cotta erschienen:
- Glück und Wohlwollen
- Grenzen
- Personen
- Reflexion und Spontaneität
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Robert Spaemann, geboren am 5. Mai 1927 in Berlin, studierte Philosophie, Romanistik und Theologie in Münster, München und Fribourg. Von 1962 bis 1...
Robert Spaemann, geboren am 5. Mai 1927 in Berlin, studierte Philosophie, Romanistik und Theologie in Münster, München und Fribourg. Von 1962 bis 1992 lehrte er Philosophie an den Universitäten in Stuttgart, Heidelberg und München, wo er 1992 emeritiert wurde. Robert Spaemann hatte zahlreiche Gastprofessuren inne, erhielt mehrere Ehrendoktorwürden und war 2001 der Träger des Karl-Jaspers-Preises der Stadt und der Universität Heidelberg. Robert Spaemann, einer der führenden konservativen Philo...
Vorwort
Einführung
Die Frage »Warum?«
Die Antworttypen auf die Warum-Frage
Die Warum-Frage im Bereich des Lebendigen
I. Platons Konzept der Teleologie
1. Teleologie und platonische Ideenlehre
2. Platons Lehre von der Bewegung
3. Teleologie und platonische Eros-Lehre
4. Teleologie und politische Philosophie
II. Aristoteles
1. Dynamis und ousia als Konstituentien der aristotelischen Theorie der Bewegung
2. Die aristotelische Lehre von der Bewegung
3. Immanente und transzendente Teleologie
III. Die Ausweitung der Teleologie in der Spätantike und ihre ontotheologische Fundierung in der Scholastik
1. Die Universalteleologie im stoischen Denken
2. Die Vollendung der teleologischen Weltsicht: Thomas von Aquino (1225-1274)
3. Höhepunkt und Peripetie des teleologischen Denkens
IV. Krise und Entmachtung des teleologischen Denkens bis zur Frühneuzeit
1. Die Krise der Naturteleologie im Hochmittelalter und der Frühneuzeit.
Argumente und Motive bei Buridan, Bacon, Descartes
2. Die Inversion des teleologischen Denkens
3. Nietzsches Angriff auf die invertierte Teleologie (Vorgriff)
V. Vermittlungsversuche zwischen Teleologie und Universalmechanik bei Leibniz, Wolff und Kant
1. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)
2. Christian Friedrich Wolff (1679-1754)
3. Immanuel Kant (1724-1804)
4. Die verschiedenen Formen der Zweckmäßigkeit bei Kant
5. Das Verhältnis von kausalmechanischer und teleologischer Naturinterpretation
6. Die ontologische Dimension des Teleologieproblems
7. Die praktisch-philosophische Dimension des Teleologieproblems
8. Das Teleologieproblem im Werk des späten Kant (nach 1796)
VI. Teleologie im Deutschen Idealismus: Fichte, Schelling, Hegel
1. Johann Gottlieb Fichte (1762-1814)
2. Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1175-1854)
3. Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831)
VII. Die Radikalisierung und Zerstörung der Erhaltungsteleologie im 19. Jahrhundert
1. Arthur Schopenhauer (1778-1859)
2. Friedrich Nietzsche (1844-1900)
VIII. Die Vollstreckung des Antiteleologismus durch die Naturwissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts
1. Grundlagen des biologischen Darwinismus
2. Evolutionstheorie und Teleologie
3. Die Ausweitung der Evolutionstheorie auf das gesamte Gebiet der Wissenschaft
4. Die entteleologisierte Wirklichkeit
IX. Kritik am Antiteleologismus
1. Gegenkritik an der Evolutionstheorie
2. Gegenkritik an der wissenschaftstheoretischen Analyse des Teleologieproblems
X. Die wiederentdeckte Teleologie
1. Zum symbolischen Charakter der Sprache
2. Das Mißlingen der »Entanthropomorphisierung«
3. Der neue Status der Evolutionstheorie
4. Zur »Notwendigkeit« teleologischen Denkens
5. Teleologisches Denken und Beweislast
6. Teleologie und Interesse
7. Der ontologische Status der Teleologie
XI. Teleologie und Teleonomie
Anmerkungen
Verzeichnis der verwendeten Literatur (Auswahl)
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