»kurz & wirksam«: Wie Paartherapie gelingt
Paartherapie konkret und kompakt – die 100 Schlüsselsätze in diesem Buch demonstrieren anschaulich das Prinzip: kleine Intervention, gezielte Wirkung. Sie bilden die Essenz von zwanzig Jahren Praxiserfahrung des Autors.
Streit, Eifersucht, Machtgerangel, Entfremdung – immer mehr Paare gehen diese schwierigen Themen in einer Therapie an. Lieben ist schöner als Siegen erzählt 100 Live-Episoden aus der Beratungspraxis und dabei gleichzeitig von der besonderen Wirkung bewährter Interventionen:
- Was ist zu Beginn zu bedenken?
- Wie können die Paare wirklich erreicht werden, damit sie sich wieder einander zuwenden?
- Was tun bei Eskalation und Stillstand?
- Welche Übung zeitigt neue Nachdenklichkeit und Reflexion?
Die 100 Schlüsselsätze konzentrieren sich auf das Wesentliche und bieten so manche Joker-Formulierung aus dem Erfahrungsschatz eines Praktikers. Paartherapie live für angehende und erfahrene Berater/innen – und für Paare, die wissen möchten, was in einer Paartherapie genau passiert.
Dieses Buch richtet sich an
- PaartherapeutInnen
- PaarberaterInnen
- Paare, die sich für das Geschehen in einer Therapie interessieren
>> Beachten Sie auch unser Interview mit Herrn Hansen
Fragen an den erfahrenen Paartherapeuten Hartwig Hansen
Herr Hansen, »Lieben ist schöner als Siegen« lautet der Titel Ihres neuen Buches. Wie kam es dazu?
Dieser Buchtitel steht für das, was ich mit den Paaren in der Beratung erlebe. Das Gefühl der Verbundenheit ist einfach schöner, als im ermüdenden Streit, den jeder gewinnen will, zu verharren. Die oft lang vermissten Momente, in denen sich dann das Liebesgefühl von früher wieder einstellt, sind besonders beglückend – auch für mich als Beobachter.
Im Untertitel versprechen Sie »Paartherapie live in 100 Schlüsselsätzen«.
Ja, ich wollte ein lebendiges Buch schreiben, das das Live-Gefühl des Beratungsprozesses transportiert und nachvollziehbar macht. Und ich wollte meine Erfahrungen in griffig-bewährten Formulierungen, den sogenannten Schlüsselsätzen, festhalten, um damit gleichermaßen Paare und Beratende anzusprechen.
Wenn Sie einen »Notfallkoffer« mit den drei wichtigsten dieser hundert Schlüsselsätze packen müssten, welche würden sie wählen und warum?
Eigentlich ist das ganze Buch ein Notfallkoffer, aber es gibt darin auch explizit zehn Schlüsselsätze für Sackgassensituationen, ich nenne sie »Notausgänge und Verstörungen«. Zum Beispiel: »Soll ich mal kurz rausgehen und Sie diskutieren das unter sich aus?« oder »Sie brauchen ein Stopp-Signal, um aus der Streitschleife auszusteigen!« oder auch meine Lieblingsverstörung: »Wollen Sie recht behalten oder eine Beziehung? – beides gleichzeitig geht nicht.«
Im Vorwort Ihres Buches schreiben Sie, dass Sie als Paartherapeut verschiedenste Rollen einnehmen, vom »Expeditionsleiter« über den »Phrasen-Spezi« bis hin zum »Spaßmacher«. Wie schaffen Sie es, bei all diesen Rollen den Überblick zu behalten?
Den Überblick über diese Rollen habe ich mir ja erst beim Schreiben verschafft, in der Beratung reagiere ich spontan und situativ, biete mich zum Beispiel zu Beginn als »Expeditionsleiter« an, frage bei Allgemeinfloskeln genauer nach und freue mich, wenn die Stimmung durch Humor aufgelockert werden kann. In der Beratung reflektiere ich die Rollen, die ich gerade einnehme, nur selten explizit.
Sehen Sie aktuelle Trends im Beziehungsverhalten? Sehnen sich Paare zum Beispiel nach mehr persönlichen Freiheiten in der Beziehung, oder werden Sie eher wieder konservativer?
Ein paar Trends jenseits dieser Polarisierung kann ich klar beschreiben. Zum einen sind da die Probleme, die die neuen Medien in Beziehungen kreieren bzw. mitverursachen: Die indirekte Kommunikation, die Missverständnisse sowie die Kontrolloptionen des Handys. Hinzukommen die Verlockungen des Internets und der Datingdienste.
Aber deutlich im Zentrum der Probleme steht regelmäßig der enorme Zeitdruck der Menschen zwischen Job, Kindern, Beziehung und Selbstverwirklichung. Das schmerzt oft schon, wenn die Paare diesen Druck nur beschreiben.
Was raten Sie Paaren, deren Beziehung unter diesem Zeitdruck leidet?
Dann biete ich zum Beispiel den Schlüsselsatz an: »Je größer der Druck, desto älter die Muster« und blicke in interessierte Gesichter. Wenn wir unter Stress stehen, reagieren wir in Beziehungen oft unbewusst mit ganz früh geprägten Lösungsstrategien, die heute nicht mehr so richtig funktionieren. Sich diese gemeinsam anzuschauen und gegenseitiges Verständnis für die persönlichen Prägungen zu entwickeln, kann schon hilfreich sein. Dazu steigen wir dann oft in die Herkunftsfamilien ein und versuchen, besser aufeinander abgestimmte Lösungen zu kreieren: Was brauchst du, was brauche ich wirklich in hektischen Zeiten? Und müssen wir vielleicht etwas Grundsätzliches ändern?
Der Bindungsexperte Prof. Karl Heinz Brisch berichtete kürzlich bei den Lindauer Psychotherapiewochen, dass es immer mehr Menschen des unsicher-vermeidenden Beziehungstyps gebe. Entspricht das Ihren Erfahrungen mit Paaren, und können Sie sich die Ursachen dafür erklären?
Ich sehe ja nur eine besondere Gruppe von Menschen, nämlich explizit die, die um ihre Beziehung kämpfen wollen, die also die Bindung suchen. Insofern kann ich nicht für alle sprechen. Vielleicht trennen sich die unsicher-vermeidenden Menschen ja eher und kommen nicht in die Beratung.
Wenn ich über etwaige Ursachen der Einschätzung von Herrn Brisch nachdenke, sehe ich in Gedanken zahlreiche Eltern mit einem Kinderwagen, die in ihr Handy, statt auf ihr Kind schauen. Was sollen kleine Kinder davon halten? Entstehen so Urvertrauen und sichere Bindungen?
Laut Untersuchungen steht am Ende ungefähr jeder zweiten Paartherapie die Scheidung. Für einen Paartherapeuten kann das vermutlich auch eine frustrierende Erfahrung sein. Wie gehen Sie damit um?
Ich persönlich führe keine »Erfolgs-Statistik« und sage immer wieder, dass eine einvernehmliche Trennung auch ein Erfolg – und keine Frustration für den Berater – ist. Manchmal kommen Paare auch einfach »zu spät« und ich spreche die Möglichkeit einer guten Trennung – auch im Interesse der Kinder – dann offensiv an. Das kann auch befreien und den Wunsch des Zusammenbleibens wieder beleben.
Einer Ihrer Schlüsselsätze ist »Wofür sind Sie dankbar in Ihrer Beziehung?« Wir möchten diese Frage einmal umdrehen: »Wofür sind Sie dankbar in Ihrem Beruf?« Hat Sie die jahrzehntelange Beratung von Paaren irgendwie verändert?
Vielen Dank für diese Frage! Ich bin ausgesprochen dankbar, dass ich diesen Beruf ausüben darf. Es ist ein großes Privileg, wie erwähnt, die Momente des »Lieben ist schöner als Siegen« live mitzuerleben. Und ich empfinde große Bewunderung für all die mutigen Menschen, die sich in der Beratung öffnen, verunsichern lassen und neu begegnen.
Und in Sachen etwaiger Veränderung von mir selbst fragen Sie bitte mal meine Frau ...
Hartwig Hansen, Jg. 1957, Diplompsychologe (Diplom 1983 in Hamburg), bis 1995 Geschäftsführer des Psychiatrie Verlages Bonn, 1996 bis 2000 Ausbildu...
Hartwig Hansen, Jg. 1957, Diplompsychologe (Diplom 1983 in Hamburg), bis 1995 Geschäftsführer des Psychiatrie Verlages Bonn, 1996 bis 2000 Ausbildung zum Paar- und Familientherapeuten am Institut für systemisch-integrative Paar- und Familientherapie (Prof. Martin Kirschenbaum) Hamburg sowie 2010 bis 2012 zum systemischen Supervisor, Coach und Teamentwickler am ptz Cormann Wasserburg, beide Ausbildungen sind von der Deutschen Gesellschaft für Systemischen Therapie, Beratung und Familientherapi...
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