Partnerschaft und Liebe - beides hat viel mit persönlicher Entwicklung zu tun. Glücklich sind aber nur jene, die sich gemeinsam wandeln.
»Nichts stimuliert die persönliche Entwicklung stärker als eine konstruktive Liebesbeziehung. Nichts schränkt die persönliche Entwicklung stärker ein und nichts verunsichert sie stärker als eine destruktive Liebesbeziehung. Der Mensch benötigt andere Menschen, allen voran den Liebespartner zur Entfaltung seines persönlichen Potentials.«
Man darf heute wieder zugeben, daß man einen anderen Menschen braucht und daß man gebraucht werden will. Es gibt eine neue Sehnsucht nach Bindung, nach Nähe und Zärtlichkeit, nach stabiler Zweisamkeit. Alleinsein wird nur als Übergangsform akzeptiert, nicht aber als Lebensform. Ehe und Familie gelten wieder als ein Hort der Geborgenheit; dauerhafte Zweisamkeit als ein begehrtes Luxusgut.
Der Mensch hat erkannt, daß er den anderen, den Liebespartner benötigt, denn die Liebesbeziehung ist für seine eigene persönliche Entwicklung und die Entfaltung seines Potentials von hoher und unersetzbarer Bedeutung. Eine Liebesbeziehung ist dabei niemals nur harmonisch und selbstlos, sondern immer eigennützig und spannungsgeladen. Die Liebespartner reiben sich aneinander, sind ihre kompetentesten Kritiker und unerbittlichsten Herausforderer, weil jeder von der Entfaltung und Weiterentwicklung des anderen direkt betroffen ist. Partner sind füreinander die Stimme des Unterbewußten, das heißt aber auch der verdrängten Aspekte ihrer eigenen persönlichen Entwicklung. Die Liebe der Partner bleibt ambivalent - gespannt in der Frage, wieweit die Beziehung zueinander die Entfaltung des eigenen Potentials begünstigt oder behindert. Eine Partnerschaft, in der es keine Reibungen und keine Entwicklungen mehr gibt, ist zum Stillstand gekommen. In einer lebendigen Beziehung sind Partner einander immer auch ein Geheimnis, sie bleiben ein lebenslang auf der Suche nacheinander.
Jürg Willi, Prof. Dr. med. Dr. h. c., war ein Psychoanalytiker und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Bis 1999 war er Direktor der psychi...
Jürg Willi, Prof. Dr. med. Dr. h. c., war ein Psychoanalytiker und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Bis 1999 war er Direktor der psychiatrischen Poliklinik am Universitätsspital Zürich und Ordinarius für Ambulante Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Krankheiten an der Universität Zürich. Von 1999 bis 2009 leitete er das Institut für ökologisch-systemische Therapie in Zürich. Er verstarb im April 2019 im Alter von 85 Jahren.
Bestell-Informationen
Service / Kontakt
Kontakt