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Familiendynamik, 1985, Jg. 10, Ausgabe 2

Familiendynamik, 1985, Jg. 10, Ausgabe 2

Familienforschung für die Praxis

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Bibliographische Angaben


Erscheinungstermin: 04.04.1985
ISSN print: 0342-2747 / ISSN digital: 2510-4195

Details


Zu diesem Heft:
Familienforschung für die Praxis
Formate: pdf
Helm Stierlin, Josef Duss-von Werdt
Seite 111 - 111
Die Epigenese von Beziehungssystemen: ein Modell zum Verständnis familiärer Entwicklung

In der "Epigenese" dauerhafter Beziehungssysteme läßt sich eine Abfolge von vier hauptsächlichen Beziehungsprozessen oder -mustern erkennen: Bindungs- und Fürsorgeverhalten - Kommunizieren - gemeinsames Problemlösen - Gegenseitigkeit. Unter optimalen Bedingungen folgen diese Prozesse aufeinander in der Weise, daß sie sich zwar überlappen, jedoch der nachfolgende jeweils immer stärker in den Blickpunkt des Interesses tritt und für eine bestimmte Phase vorherrschende Bedeutung erlangt. Die Intimität ist in diesem Schema als komplexer, mit hohem Wert bedachter, jedoch unbeständiger Beitrag vertreten. Die Entwicklung innerfamiliärer Beziehungen kann als Prototyp für die Epigenese von relativ dauerhaften Beziehungssystemen überhaupt gelten. Für die Einschätzung familiärer Dynamik ist die Hypothese einer solchen Abfolge insofern von Bedeutung, als sie die Qualität des Systems im Auge hat, im Unterschied und in Ergänzung zu traditionellen Beschreibungen struktureller Veränderungen in der Familie im Laufe ihres Lebenszyklus. Solche strukturelle Veränderungen vollziehen sich größtenteils unerbittlich, ohne Rücksicht auf den jeweiligen qualitativen Stand des Beziehungssystems. Werden bestimmte wichtige Beziehungsprozesse übersprungen oder umgangen, besteht Gefahr, daß dies zu Sackgassen und Funktionsstörungen führt oder weiteres Wachstum einschnürt. Das vorliegende Entwicklungsschema dürfte sich als hilfreich erweisen hinsichtlich "Diagnose" und Bestimmung von Prioritäten in Therapie und Forschung.

The Epigenesis of Relational Systems: A Model for Understanding Family Development. — In the "epigenesis" of enduring relational systems, a sequence of four major processes or patterns can be identified: attachment/caregiving, communicating, joint problem solving, and mutuality. Although these processes overlap, they optimally follow one another in becoming focally significant and ascendant. In this schema, intimacy makes a complex, deeply valued, but inconstant contribution. The development of family relatedness can be regarded as the prototype for epigenesis of relatively enduring relational systems. In family assessment, the hypothesized sequence qualitatively differs from, yet complements traditional descriptions of structural transitions in family composition over the family life cycle. Such structural changes occur more or less inexorably whether or not the quality of family relating has progressed. Attempts to bypass stages in the development of salient relational processes are apt to generate impasses and dysfunctions or constrict subsequent growth. This developmental framework may be useful in relational "diagnosis" and in selecting those issues that deserve priority in therapy and research.

Formate: pdf
Lyman C. Wynne
Seite 112 - 146
Einstellungen von Klienten zur Eheberatung und Beratungserfolg
Eine katamnestische Untersuchung

In einer katamnestischen Untersuchung einer Eheberatungsstelle ergab sich eine hohe Zufriedenheit der Klienten mit der Beratung. Etwa die Hälfte aller Befragten hegten passive Erwartungen an die Hilfeleistung des Beraters. Es zeigte sich ein hochsignifikanter Zusammenhang zwischen einer passiven Einstellung zur Beratung und einer Enttäuschung dieser Erwartungen sowie zwischen der Bereitschaft des Klienten, sich selbst aktiv für seine Ziele einzusetzen und der Erfüllung seiner Erwartungen. Zur Steigerung der Effizienz der Eheberatung werden zwei Strategien vorgeschlagen: eine verstärkte Aufklärung der Klienten über das Beratungsangebot einer "Hilfe zur Selbsthilfe" und über die Wichtigkeit seiner aktiven Mitarbeit sowie ein größeres Entgegenkommen des Beraters hinsichtlich der Wünsche der Klienten nach Führung und Stellungnahme.
Der anschließende zweite Teil dieser Untersuchung zeigt eine große Zahl überwiegend positiver Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen der Klienten, die sich während oder nach der Beratung ereigneten. Die Anstrengungen der am Beratungsprozeß beteiligten Personen haben dabei im Erleben der Klienten besondere Bedeutung. Zwischen dem Eindruck des Klienten, selbst (viel) zu einer Veränderung beigetragen zu haben, und seiner positiven Beurteilung der eingetragenen Veränderungen ergab sich ein hochsignifikanter Zusammenhang. Das Engagement der Klienten schließt jedoch auch die Bemühung um zusätzliche Hilfe seitens anderer Institutionen oder Personen ein. Der Eheberatungsstelle kommt daher u.a. die wichtige Funktion zu, entsprechende Hinweise zu geben.

Clients’ Attitudes with regard to Marital Counseling and Counseling Results — A follow-up study. — High satisfaction was shown by a follow-up study with clients of a marital counseling institution. In about 50 % the clients had passive expectations towards the consultant. The connection between a passive attitude towards counseling and a disappointment of these expectations was highly significant as well as between the readiness of the client to make efforts in the counseling process and the fulfilling of his expectations. To improve the efficiency of marital counseling the authors suggest two strategies: 1. more information for the client about the counseling as an offer to learn how to help oneself and about the importance of his active cooperation; 2. a greater adaptability on the side of the consultant towards the wishes of the clients for more guidance and comment.
Mainly positive changes in various aspects of life occurred during or after marital counseling. This was found in the second part of the follow-up study. Most important for these changes were - in the eyes of the clients - the efforts of the persons participating in the consulting process itself. The relation between the client’s impression of having contributed to a change and his/her positive judgement about the change was highly significant. But the efforts of the clients include seeking help from other institutions or persons as well. Therefore, the marital counseling institution should also give appropriate references.

Formate: pdf
Ludwig Reiter, Stella Reiter-Theil, Egbert Steiner, Monika Much
Seite 147 - 169
Die Familiengeschichte als Evolution des familiären Ideengutes

Die Familiendynamik hat sich bisher etwas einseitig auf die Auswirkungen der Eltern auf die Kinder konzentriert und dabei zu wenig beachtet, inwiefern Kinder selbst aktiv und mitverantwortlich an der Erteilung von Delegationen und an der Ausgestaltung von Aufträgen mitwirken. Kinder und Jugendliche nehmen das Ideengut ihrer Eltern und Familienangehörigen in sich auf, tradierte Einstellungen und Werthaltungen, Bilder und Vorstellungen, Bewußtsein familiärer Identität. Eltern und Kinder sind sich verbunden im Bemühen, dieses familiäre Ideengut in den Kindern bestmöglichst zur Entfaltung zu bringen. In der Pubertät und Adoleszenz unterziehen die Heranwachsenden das familiäre Ideenerbe einer Bewährungsprobe. Mit dem Übertritt in das Erwachsenenleben müssen sie prüfen, was von diesem Ideenerbe weiterentwickelt werden kann, was transformiert und was verworfen werden muß. Mit Extremhaltungen versuchen Jugendliche oft, eine Korrektur des familiären Ideengutes zu erreichen. Weitere Korrekturmöglichkeiten bieten sich in der ehelichen Verbindung mit einem andersgearteten familiären Ideengut an und dann wieder in der Erziehung eigener Kinder. Der Nachweis des alle Familienmitglieder verbindenden Bemühens um eine bestmögliche Entfaltung des "familiären Ideengutes" kann in der Familientherapie zur positiven Umdeutung der Intergenerationskonflikte beitragen und damit zur Gestaltung einer konstruktiven Arbeitsatmosphäre.

The Family History perceived as Continuing Evolution of a Family’s Heritage of Ideas and Conceptions. — Considerations on family dynamics have hitherto focused somewhat unilaterally on the parents’ effects on their children rather than on the latters’ own active engagement, in shared responsibility, in the assignment of delegations and the shaping of commissions. Children and adolescents assume their parents’ and other family members thoughts and ideas, traditional views and moral positions, images and conceptions, the awareness of the family’s identity. Parents and children are united in a common endeavour to cultivate and enhance the family’s heritage of ideas and conceptions in the younger generation in the best possible way. In adolescence this heritage ist put under scrutiny. On his way to adulthood, the adolescent must find out for himself which parts of this heritage he will want to develop further, modify, or reject for his own benefit. Often, adolescents try to correct the family’s heritage by assuming extreme positions. Marriage into a family with a different kind of moral and mental heritage is another way of modifying that of one’s own family, and the rearing of one’s own offsprings yet another. Emphasis on evidences of this kind for the existence of a common commitment of all family members, each in his own way, to the best possible development of the family’s heritage of ideas and conceptions may contribute to a positive reframing of inter-generational conflicts in family therapy, and thus to the creation of a constructive atmosphere.

Formate: pdf
Jürg Willi
Seite 170 - 187
Berichte
Erfahrungen bei der Familientherapie von italienischen Gastarbeitern in ländlichen Gegenden

Als Gründe für die Entstehung von psychiatrischen Krankheiten bei Gastarbeitern werden v. a. bei Therapieresistenz oft die prämorbide Persönlichkeit des Auswanderers und/oder aus den Kulturunterschieden resultierende Integrationsschwierigkeiten und sozio-kultureller Streß hervorgehoben. Eine in einem ländlichen psychiatrischen Zentrum durchgeführte retrospektive Studie an 31 Patienten italienischer Herkunft verbunden mit einer Literaturrecherche ergab, daß Gastarbeiter kaum häufiger erkranken als Einheimische und eine allfällige psychische Erkrankung als Resultat eines Zusammenspiels von "mitgebrachter" Prädisposition und ganzer aktueller Lebenssituation anzusehen ist. Eine strukturell ausgerichtete Familientherapie scheint in der Behandlung solcher Störungen zweckmäßig und erfolgversprechend und ergänzt Therapieformen wie suggestiv-unterstützende Kurztherapie und psychagogische Führung. Da Unterschiede mit Familientherapien bei Einheimischen als unwesentlich erscheinen, halten die Autoren Begriffe wie "Gastarbeitersyndrom" nicht für gerechtfertigt.

Experiences with Family Therapy in the Case of Foreign Workers of Italian Origin in Rural Regions. — Structural family therapy is an adequate and successful way to treat psychic troubles of foreign workers of Italian origin. This therapy completes the so far usual kind of therapy, as suggestiv-supporting short-therapy and psychagogical conduct (Boker, 1975; Laffranchini, 1965; Mascherpa 1974). We see small differences only from family-therapies of native patients and we therefore find expressions as "foreign worker syndrom" not as justified. In our rural region, clubs, unions and church organisations for Italian people are quite seldom which turns out to be a disadvantage. Presupposition for a successful treatment is the choice of the family system respectively sub-system by the therapist himself. If only the subsystem, which is offered by the family itself, is included in the treatment, beside accompaning and supporting conversations hardly anything is to be achieved. The same is obvious if a disability pension is granted or expected to be granted.

Formate: pdf
Luca Genoni, Albert Erlanger
Seite 188 - 195
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Michael Goepfert
Seite 196 - 197
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Michael Goepfert
Seite 197 - 198
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Dagmar Zimmer-Höfler
Seite 198 - 199
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Hannes Spillmann
Seite 200 - 200
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